Teil 2 meiner Atlantiküberquerung – Und was die Queen mit Segeln zu tun hat

Draussen ist es kalt, unter Deck ist es ein paar Grad wärmer. Überall ist es nass und feucht. Ich kann inzwischen meine Hände nicht mehr so richtig bewegen, weil sie von der vielen Feuchtigkeit angegriffen sind. Das Nagelbett tut weh und den kleinen Sack mit meinen wichtigsten Dingen öffne ich nur noch so selten es sein muss. Aber jetzt muss es sein. Ich brauche meine Stirnlampe und krame unter Deck und ohne Licht in meinem Sack herum. Gefunden. Bevor ich zurück an Deck krieche lasse ich mich noch einmal auf den Sitzpolstern im Salon nieder. Jeder Handgriff ist anstrengend. Der Skipper sitzt gerade hier unten und plauscht gemütlich mit einem Crewmitglied, dass gerade Tee aufgesetzt hat. Tee, das ist das wesentlichste Getränk, das es auf einem Schiff unter britischer Flagge wohl gibt. Dankbar nehme ich auch eine Tasse. Tea White, also schwarzen Tee mit Milch, den trinke ich dank meiner Mutter und ihrer Erziehung mit in dieser Hinsicht britischem Einschlag normalerweise nur am Morgen. Hier trinke ich ihn rund um die Uhr, auch jetzt, nachts um drei. Und ich platze mitten in eine Diskussion darüber, ob die Milch zuerst in den Tee gehört und erst nach dem Wasser und ob der Teebeutel dann schon in der Milch schwimmt. Die Queen, davon ist unser Skipper überzeugt, nimmt ihren Tee mit der Milch zuerst in der Tasse… Ich muss lachen. Diese Diskussion mitten in der Nacht, das kann einem nur auf einem britischen Schiff passieren.

Tee, ebenso wie Kaffee sind ein wirklicher Luxus zwischendurch. Wenn es kalt ist, kann so eine warme Tasse die Stimmung ordentlich heben. Genauso wichtig ist das Essen. Dreimal am Tag, jeweils zum Wachwechsel gibt es Essen und natürlich jede Menge Snacks zwischendurch.

IMG_0932

(Hier wird für die ganze Mannschaft gekocht.)

Das Wachsystem, das wir für das Rennen wohl in unserem Team übernehmen werden funktioniert mit einer Aufteilung von 6 Stunden tagsüber und 4 Stunden in der Nacht. Von 6-12 Uhr ist die erste Wache, von 12-18 Uhr die nächste und dann geht es im vier Stunden Rhythmus weiter bis es wieder 6 Uhr ist.

 

(Zwei Perspektiven auf unsere Kojen. Viel Platz bleibt da nicht.)

Zu Beginn hatte ich ein bisschen Schwierigkeiten in den Rhythmus zu finden. Ich war nicht müde und konnte nicht richtig schlafen. Es ist laut, trotz Ohropax hört man fast jedes Geräusch an Bord. Aber nach ein paar Schichten war ich schnell müde genug, um es kaum erwarten zu können, in meine Koje zu klettern. «Meine» Koje ist dabei etwas ambitioniert formuliert. Im 4. Training waren wir die ganze Woche non-stop unterwegs. Nachdem es am Anfang etwas Schwierigkeiten mit dem System gab, hatten wir später einen Buddy mit dem wir uns eine Koje geteilt haben. Geschlafen wurde jeweils auf der hohen Seite, um den optimalen Gewichtstrimm zu erhalten. Zu jeder Freiwache holte ich also meinen Schlafsack und meinen kleinen Sack mit Handy, Kopfhörern, Ohropax etc und verkrümelte mich in die Koje.

Schlafen

(Ein wundervolles Bild davon, wie ich gerade in meine Koje krieche… ;)…)

Jedes Bett ist an der einen Seite höhenverstellbar, sodass sich über eine Seilzuginstallation die Neigung des Bettes verändern lässt. Diese Konstruktion ist unglaublich viel Wert. Je nach Neigung des Bootes lässt sich so das Bett einstellen und man fällt nicht raus und liegt bequem. Ich muss sagen, wer es gern ein bisschen gemütlich eng hat, schläft wirklich sehr gut ein bisschen eingequetscht auf diesen Liegen. Das Schlafen macht mir wenigstens für meine 6 wöchige Überfahrt am wenigsten Sorgen.

Geschlafen habe ich in der vierten Trainingswoche übrigens durchgehend in meiner langen Unterwäsche. Darüber kam dann einfach noch eine Fleeceschicht und das Ölzeug, wenn es nach draussen ging. Komplett umgezogen habe ich mich während dieser Woche nur einmal. Es ist erstaunlich, man gewöhnt sich an so einiges. Allerdings muss ich auch sagen, dass die erste Dusche wieder an Land einfach herrlich war. Da bin ich auch sehr gespannt, wie sich das anfühlt, wenn man 6 Wochen lang kein fliessendes warmes Wasser hatte.

Zum Abschluss des Beitrags über das Leben an Bord gibt es hier noch das Bild einer Toilette. Luxuriös ist das nicht wirklich, aber es erfüllt seinen Zweck wunderbar…

PHOTO-2018-07-29-16-46-54 2

Und im nächsten Beitrag geht es endlich wieder an Deck!

5c96f1e8-09e5-4efb-bcf8-2f2434dc2ba8

Cheers!

Caro

Werbung

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Erstelle eine Website oder ein Blog auf WordPress.com

Nach oben ↑

%d Bloggern gefällt das: